«Verzehrt jede Schweizer Familie einmal im Jahr ein Suppenhuhn, ist unser Job gemacht.»
Willi Neuhauser ist Eidgenössisch diplomierter Geflügelmeister und Geschäftsführer der Genossenschaft GalloCircle in Bettwiesen TG. Die Selbsthilfeorganisation der Schweizer Eierproduzenten GalloCircle sichert den Legehennenhaltern die rechtzeitige Ausstallung und Verwertung der Hühner. GalloCircle disponiert alle anfallenden Hennen über seine Plattform und bietet diese dem Handel an. Erste Priorität wird dabei der Verwertung als Lebensmittel eingeräumt.
Herr Neuhauser, verringern Suppenhühner auf unserem Speisezettel die Lebensmittelverschwendung?
Legehennen werden nach der Produktion von rund 320 Eiern im Alter von rund anderthalb Jahren ausgestallt und nach der Schlachtung zum Suppenhuhn. Vor Jahrzehnten galt das Suppenhuhn auch in der Schweiz als Festmahl. In der heutigen Küche wird jedoch fast ausschliesslich Pouletfleisch verwendet. Es ist schnell zubereitet und stammt von Hühnern, die für die Fleischproduktion gezüchtet wurden. Das Suppenhuhn findet kaum noch Verwendung in der heutigen Küche. Wenn jede Schweizer Familie einmal im Jahr ein Suppenhuhn zubereiten würde, wären alle abgehenden Schweizer Legehennen sinnvoll verwertet. Der Beitrag gegen Food Waste wäre erheblich.
Wie viele Suppenhühner werden aktuell als Nahrungsmittel genutzt?
2021 wurden 1,2 Mio. Legehennen als Nahrungsmittel genutzt. Das ist nur die Hälfte aller abgehenden Legehennen. 2022 wird die Verwertung als Nahrungsmittel weiter abnehmen. Nachfrage und Zahlungsbereitschaft der Konsumenten sind beschränkt und für den Detailhandel ist das Produkt kein Renner.
Ist das bei den abgehenden Bio-Legehennen besser?
Schweizer Bio-Legehennen können bis anhin alle geschlachtet werden und finden in Fertigprodukten in Bioqualität Absatz. Hier ist eine höhere Zahlungsbereitschaft vorhanden. In der konventionellen Produktion ist der Absatz deutlich schwieriger. Rund 1,2 Mio. dieser Legehennen können nicht als Nahrungsmittel verwertet. Sie müssen in Biogasanlagen energetisch verwertet werden.
Der grösste Teil der 2,4 Mio. Althennen wird im Ausland geschlachtet. Kann die Genossenschaft GalloCircle daran etwas ändern?
Aktuell hat sich auch der deutsche Schlachthof aus der Suppenhennen-Schlachtung zurückgezogen. GalloCircle konnte als Ersatz einen Schweizer Schlachthof finden. Das ist erfreulich. Die Kosten werden jedoch steigen und es ist schwierig zu sagen, ob die Absatzmenge gehalten werden kann.
Was stimmt Sie optimistisch?
Es ist einfach, mit der Nutzung der Suppenhühner einen relevanten Beitrag gegen Food Waste zu leisten! Das Suppenhuhn ist eine «low hanging fruit» für alle Nachhaltigkeitsverantwortlichen der Food-Branche. Das geht jedoch nur, wenn Eierproduzenten, Gastronomen und der Detailhandel zusammenspannen, innovative Produkte lancieren und die Kosten der Schlachtung teilen. Nur auf die Nachfrage der Konsumenten zu hoffen, genügt nicht. Die Eierproduzenten sind bereit die Legehennen gratis einem sinnvollen Verwertungskanal zuzuführen.
Das Suppenhuhn muss also nicht am Preis scheitern?
Nein. Klar liegen die Schlachtkosten bei Suppenhühnern deutlich über dem Pouletfleisch. Wir konnten trotzdem zwischen 2010 und 2017 den Anteil an verwerteten Suppenhühnern von 20 auf 70 Prozent steigern. Aktuell liegen wir bei 50 Prozent. Migros und Coop führen Suppenhühner in der Tiefkühltheke, Gastronomen finden einen Zulieferanten auch in Bio-Qualität und alle Detailhändler können mit innovativen, genussvollen Charcuterie-Produkten die Kosten in die Preise integrieren. Dazu kommen die erwähnten Nachhaltigkeitsargumente und branchenintern arbeitet man daran, wieder über einen leistungsfähigen Schlachthof in der Schweiz zu verfügen.
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